Das kalte Date mit D

Die Achse Des Guten, April 28, 2019

Er war es, der beim achten Date den Holocaust-Film sehen wollte.

Ich hatte diese DVD gekauft, „Ein blinder Held – Die Liebe des Otto Weidt“ (2014), ein düsterer deutscher Film über den Fabrikanten Otto Weidt und seinen Versuch, die jüdische Belegschaft seiner Blindenwerkstatt vor den Nazis zu retten. Ich selbst zeige Touristen als Tour Guide im Berliner Scheunenviertel die ehemalige Werkstatt des „blinden Schindlers“.

Wir kuschelten uns zusammen auf mein Sofa wie letztes Mal bei „Scarface“. Nur dieses Mal ließ ich seine Hände nicht auf Abwege geraten.

„Keinen Quatsch jetzt“, sagte ich. „Das hier ist was Ernstes.“

Bisher hatten wir Radtouren in Berlin und Umgebung gemacht, lagen wie ein Bilderbuch-Pärchen auf Wiesen an glitzernden Seen, oder wir saßen abends auf meinem Balkon, bei Kerzenschein, vor den hellgrünen Blättern des Berliner Frühlings und genossen unser Abendessen. Eine angemessene Wiedergutmachung der Vergangenheit: ein Deutscher, durch den eine Jüdin Spaß und eine schöne Zeit hat.

Ich bin vor über zwei Jahren nach Berlin gezogen, aus demselben Grund wie viele andere Israelis: die ruhige, entspannte Lebensqualität, die kreative Stimmung und – für mich unerwartet – die Tiefe dieser Stadt. Seit ich mich in Israel mit Deutschen angefreundet habe, bin ich fasziniert von der Interaktion zwischen Angehörigen der dritten Generation – Enkeln von Holocaust-Überlebenden und von Tätern. Liebesbeziehungen beschäftigen mich dabei besonders. Unsere Schicksale sind miteinander verbunden, und ich hatte schon immer das Gefühl, dass eine Heilung nur gemeinsam möglich ist.

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